Petruschkis Fahrt ins Blaue - Kapitel 6 - New York und Tokio in Paris
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Im Dezember 2019 gingen wir auf eine Reise mit Bus, Zug und Schiff durch Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Irland. Unser Ziel war die Ausstellung Protest! von Derek Jarman in Dublin, auf dem Weg dorthin gab es soviel anzuschauen. Wir haben 21 Ausstellungen besucht und viele Geschichten entdeckt.
Flamme de la Liberté
Die “Flamme der Freiheit” mit Eiffelturm im Hintergrund ist eine 3 einhalb Meter hohe Nachbildung der Fackelflamme, die die Freiheitsstatue in New York in der Hand hält und ist damit genau so groß wie das Original. Sie ist aus Kupfer und mit Blattgold überzogen und wurde 1987 als Symbol der Amerikanisch-Französichen Freundschaft gestiftet.
Ich musste an den Film A.I. - künstliche Intelligenz von Stephen Spielberg denken. Mich hat damals im Film am meisten dieses New York beeindruckt, das längst im Ozean untergegangen war. Das Coney Island Riesenrad stand hunderte Meter tief auf dem Meeresgrund und wurde von der Meeresströmung gedreht. Nur die Spitzen der höchsten Wolkenkratzer ragten aus den Fluten. Und da sah ich also die Spitze der Flamme und dachte, wie irre, wenn man sich vorstellt, die ganze Freiheitstatue wäre eingebuddelt hier zwischen der New York Avenue und dem Place de l´Alma in Paris, so dass nur die Spitze der Flamme herausschaute.
Prinzessin Diana
La Flamme de la Liberté ohne Eifelturm. Unten sieht man die Einfahrt zum Tunnel einer Schnellstrasse. Das ist der Tunnel in dem Prinzessin Diana, ihr Freund Dodi Al-Fahyed und ihr Fahrer Henri Paul in der Nacht zum 31. August 1997 tödlich verunglückten. Danach wurde The Flame of Liberty zur inoffiziellen Lady Di Gedenkstätte. 2018 wurde der Platz an der Statue in Place Diana umbenannt.
La Seine - Gesichter am Fluss
Die Sonne auf der Seine, ein erleuchtetes Boot und zwei Gesichter im Schatten, auf Stein. Lichtlos, Skizzen nur, aber seltsam lebendig, deren Blick man ergründen will.
Die Seine, der Eiffelturm und zu seinen Füßen am Ufer des Flusses ein erleuchteter Baum.
Putin in Paris
Das ist die Cathédrale de la Sainte-Trinité, die Dreifaltigkeitskathedrale. Ein seltsamer Anblick. Mir hat das Licht gut gefallen, wie es von den Zwiebeltürmen gelenkt wird. Man nennt sie auch Sankt Wladimir. Denn Russlands Wladimir Putin wollte mit dieser neugebauten Kathedrale wohl in der französischen Hauptstadt ein Zeichen für seine Macht setzen. 2016 wurde sie fertiggestellt, nachdem Russland das Gründstück für den offiziell beanntgegebenen Preis von 70 Millionen gekauft hatte. Der Gebäudekomplex besitzt exterriotorialen Status. Das beunruhigte den französischen Geheimdienst, denn im Palais de Alma direkt daneben befinden sich Dienststellen und Dienstwohnungen von Ministern und Präsidentenberatern, die nun von dort aus abgehört werden könnten.
St.Wladimir an der Seine, interessanter Artikel in der FAZ:
Tränen um Luzifer oder weinender Wein
Ein Schiff auf der Seine mit erleuchteteten Bäumen. Ich dachte, dass vielleicht ein Liebespaar seine Namen mit blauer und roter Kreide auf das Pflaster am Ufer gemalt hat, aber beim näheren Hinsehen erkenne ich, dass da Eau+Elec steht…Wasser und Strom.
Das Schiff heisst “Lacrima Christi”. Entweder ist der Kapitän sehr religiös oder Weinliebhaber. Lacrima Christi oder auch Lacryma Christi ist ein bekannter neapolitanischer Wein von den Hängen des Vesuv. Der Name stammt von der Legende, dass Christus über den Fall des Lucifers vom Himmel Tränen vergoss. Die fielen auf das Land und gaben den dort wachsenden Weinreben göttliche Inspiration. Es gibt auch einen Malagawein, der so heisst. Hier kommt der Name von der Herstellungsmethode. Die Trauben werden nicht gepresst, sondern so lange aufgehängt, bis der Saft wie Tränen aus ihnen herausfließt und in einen Behälter tropft. Und ich liege unter den weinenden Reben und schliesse die Augen und öffne meinen Mund.
Steinbleicher Palais de Tokyo
Hier sieht man den Palais de Tokyo vom Seineufer aus. Mit blauem Himmel und blauem Lastwagen. Der Palais de Tokyo war als Museumgebäude für Moderne Kunst geplant, wurde 1937 fertiggestellt und im gleichen Jahr zur Weltfachausstellung eröffnet. Es ist eine großer, weitläufiger Gebäudekomplex nicht weit vom Eiffelturm und vom Trocadero. An dem Tag als ich dort war, ragte das Ding weiß und pompös in den azurblauen Himmel. Trotzdem wirkt die bombastische Architektur ein bißchen lächerlich und absurd.
Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris
Das Palais de Tokyo wurde speziell als Museum für moderne Kunst gebaut, daher ist sein Innenraum geräumig und flexibel und die Beleuchtung ist ideal für die Ausstellung von Gemälden. Im Ostflügel befindet sich das Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, das Museum für moderne Kunst der Stadt Paris.
Die ständige Sammlung des Museums befindet sich in der unteren Etage, wo sie in chronologischer Reihenfolge angeordnet ist, vom Fauvismus, Kubismus und Dadaismus über den Surrealismus bis zum Nouvéau Réalisme und der Kunst des späten 20. Jahrhunderts. Inzwischen umfasst die Sammlung mehr als 15.000 Werke und ist online zugänglich. Sie dokumentiert die verschiedenen Kunstströmungen des zwanzigsten Jahrhunderts
Die Frau ohne Fuß
Schönheit und Verfall, Ideal und Aus-und-Vorbei. Abgesehen vom fehlenden Fuß und den brutalen Metalldrähten, die da herausragen, finde ich die Handhaltung der Steinfrau interessant. Trotz aller verwitterten Kraft, die die kräftigen Waden versprechen, ist sie so zaghaft mädchenhaft und das macht mich aus irgendeinem Grund traurig.
Der Palais de Tokyo wurde von den Architekten Jean-Claude Dondel, André Aubert, Paul Viard und Marcel Dastugue entworfen. Sie schufen einen großen Komplex mit zwei separaten Flügeln, die sich zum Fluss hin öffnen. Die beiden Flügel sind durch eine überdachte Kolonnade verbunden. Zwei Treppen in Richtung Seine verbinden die Kolonnade mit dem Platz darunter auf dem sich ein großer rechteckiger Brunnen befindet.
Thalia und Eros
Zwei enorme Reliefs an den Fassaden des Gebäudes bilden eine dramatische Kulisse für den Brunnen. Die Reliefs wurden von Alfred Auguste Janniot geschaffen und symbolisieren die neun Musen.
Thalia ( „blühendes Glück, fröhliches Gelage, Fest“; von altgriechisch „blühen“) ist in der griechischen eine der neun Musen. Sie ist die Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung. Später wurde Thalia allgemein als die Beschützerin aller Theater angesehen. Ihre Zeichen, mit denen sie dargestellt oder beschrieben wird, sind die komische Maske, der Efeukranz und der Krummstab des Schäfers. Thalia gilt als ländliche Frau und ist wie alle Musen eine Tochter des Zeus und der Mnymosyne. Dem Gott Apollon gebar sie die Korybanten – Priester, die sich selbst kastrierten, um ihrer Göttin Kybele näher zu sein.
Eros ist in der griechischen Mythologie der Gott der begehrlichen Liebe. Ihm entspricht in der römischen Mythologie Amor, der als Personifikation der erotischen Begierde auch Cupido („Begierde“, „Leidenschaft“) genannt wird.
Neben der alten Vorstellung von Eros als Urmacht, als Schöpfer, gab es auch ein anderes Bild von ihm: Eros als verspielter, mutwilliger kleiner Junge. Eros ist der Sohn von Aphrodite und Ares. Berühmt ist die Geschichte von Amor und Psyche. Psyche, die Geliebte des Amor bekommt ein Kind von ihm. Eine Tochter mit dem Namen Voluptas > Lust.
Die geraubten Gemälde
Und dieser blaue Himmel….
In der Nacht des 20. Mai 2010 wurden dem Museum fünf Gemälde mit einem geschätzten Wert zwischen 50 und 100 Millionen Euro gestohlen. Auf der Videoaufzeichnung sah man wie der Dieb von der Rückseite des Museums eindrang, ohne die Alarmanlage auszulösen. Er brach ein Vorhängeschloss auf und zerschnitt eine Fensterscheibe. So simpel.
2012 wurden die Diebe gefangen, die Bilder sind allerdings immer noch verschwunden. Die gestohlenen Werke sind: Frau mit Fächer (1919) von Modigliani, Taube mit grünen Erbsen (1912) von Pablo Picasso, Der Olivenbaum bei L’Estaques (1907) von Georges Braque, Pastoral (1905) von Henri Matisse und Stillleben mit Kerze von Fernand Léger.
Vorfreude
Das ist nun der Eingang zum Museum. Gleich stolper ich die Stufen hoch, atemlos, denn es ist in gewisser Weise die Premiere, die erste Ausstellung auf dieser Reise.
Goldene Venus heißt zu Hans Hartung willkommen
Und hier grüßt eine Frau in Gold und Blau mit Tauben, Muchelschnecken und den Füßen im wogenden Meer. Venus unter der Dusche…
Nun also auf, auf in die Ausstellung Hans Hartung -La fabrique du geste-. Ich mache einen Freudentanz.